Schwangerschaft und Schilddrüsenüberfunktion
Das Auftreten einer Überfunktion während der Schwangerschaft ist selten (1%). Die schon vorher bestehende Überfunktion (Hyperthyreose) zeigt häufig eine spontane Besserung. Es muss beachtet werden, dass eine neuaufgetretene Überfunktion ohne Therapie zu Komplikationen wie erhöhter Abortrate und Frühgeburten führen kann. Keinesfalls ist der Nachweis einer Hyperthyreose in der Schwangerschaft ein medizinischer Grund für eine Interruptio.
Die Ursachen für eine Überfunktion während der Schwangerschaft sind:
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hCG-bedingte Überfunktion
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Immunhyperthyreose, M. Basedow
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Autonomie
Erhöhte hCG- Konzentration:
In der Frühschwangerschaft kann es zu einer deutlich erhöhten B-hCG (Konzentration von hCG im Blut) kommen. Die Struktur des hCG ist ähnlich wie TSH und zeigt eine ebensolche Affinität zu den TSH-Rezeptoren. Deshalb kommt es in der Frühschwangerschaft bei erhöhtem hCG zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone. Eine hCG-bedingte Überfunktion verläuft meistens mild und zeigt häufig auch ohne Therapie schon ab Ende des ersten Trimenons eine spontane Besserung.
Die häufigsten körperlichen Beschwerden bei Überfunktion sind:
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Innere Unruhe
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Herzklopfen
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Erhöhter Blutdruck
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Schlafstörungen
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Wärmeüberempfindlichkeit
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Muskelschwäche
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Häufiger Stuhlgang
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Veränderungen an Haut und Nägeln
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Schweißausbrüche
Therapie:
1. Jod sowie alle Medikamente mit erhöhtem Jodgehalt sind zu vermeiden.
2. Eine B-hCG bedingte Hyperthyreose verläuft meistens mild und zeigt eine spontane Besserung nach dem ersten Schwangerschaftsdrittel. Aus diesem Grund ist eine medikamentöse Therapie häufig nicht notwendig.
3. Bei M. Basedow bzw. Autonomie und manifester Überfunktion sollten Thyreostatika wie Propylthiouracil (PTU) in der niedrigstmöglichen Dosierung eingesetzt werden. Das Ziel der Therapie ist, fT3 und fT4 im oberen Referenzbereich und TSH im unteren oder sogar unterhalb des Normbereiches zu halten. Diese Medikamente sind zwar nicht teratogen und verursachen keine Missbildungen, jedoch wird die fetale Schilddrüse mitbehandelt und es kann zur Senkung der fetalen Hormonproduktion kommen.
4. Eine Schilddrüsenoperation während der Schwangerschaft sollte für besondere Fälle wie Verdacht auf bösartige Veränderungen, Thyreotoxische Krise und Überfunktionen, die medikamentös nicht oder nur mit hohen Dosierungen beherrschbar sind, sowie starke Nebenwirkungen und allergisch-toxische Reaktionen auf die thyreostatische Therapie vorbehalten bleiben.
Wichtige Hinweise
Bitte beachten Sie, dass es gegen Ende der Schwangerschaft zu einer Besserung der Überfunktion, aber dann nach der Schwangerschaft zu ausgeprägten Rezidiven der Überfunktion kommen kann.
Eine Hyperthyreose verkompliziert die Schwangerschaft – aus diesem Grund sollten sich Patientinnen mit bekanntem M. Basedow vor einer geplanten Schwangerschaft definitiv therapieren zu lassen.
Eine Kombinationstherapie aus Schilddrüsenhormon (Levothyroxin) und Thyreostatika ist während der Schwangerschaft kontraindiziert und genauso verhält es sich mit der Radiojodtherapie während der Schwangerschaft.
Stillzeit:
Bei der Behandlung der Hyperthyreose gelangen kleine Mengen Thyreostatika in die Muttermilch, dennoch ist ein Stillen unter Thyreostatika unbedenklich. Selbstverständlich ist auch während dieser Zeit eine engmaschige Schilddrüsenfunktionskontrolle erforderlich.